Ich glaube, ich habe noch nie soviel Schönes und Beeindruckendes innerhalb so kurzer Zeit gesehen, wie bei einem Wochenend-Trip von Christchurch zum Paparoa-Nationalpark.

Unsere Reise führte von der Ostküste quer durch die Neuseeländischen Alpen durch Arthur’s Pass und über den Lake Brunner an die Westküste und war vollgepackt mit spektakulären Ausblicken, überbordender Natur und Bildern, so schön, dass es fast weh tat. Im Nationalpark wurde ich ganz besoffen vor Schönheit, es war einfach zuviel, das war hart an der Grenze zur Überforderung. (Ein ähnliches Gefühl des Schwindels und der Überforderung erlebte ich übrigens eine Woche später in Auckland, als ich zwischen den plattenbauhohen Regalreihen eines Pak’n-Save-Supermarktes von der doppelten Größe des Saarlandes herumirrte. Dort war es allerdings eher die Masse als die überwältigende Schönheit, die mich berauschte.)

Endlich kam es mir gar nicht mehr so übertrieben vor, Neuseeland als das letzte Paradies zu bezeichnen. Neben der Anwesenheit von schöner Natur ist die Abwesenheit von Menschenmassen ein wichtiger Grund auf der Paradies-Checkliste und trotz Urlaubssaison, konnten wir dort ein Häckchen setzen. (Ein weiterer Punkt ist guter Kaffee, etwas, woran viele potentielle Paradiese scheitern, aber Neuseeland hat auch diese Hürde genommen.)

„Es ist erst halb 11 und wir haben schon soviel Schönes gesehen“, sagte die Freundin am zweiten Tag begeistert, und ich musste ihr recht geben. In Berlin dauert es ja oft bis nach dem Mittagessen, bevor die Seele bis zum Überlaufen mit Schönheit gefüllt ist.

Zum Glück hat aber alles auch alles seine schlechte Seite! Ich habe mir eine kleine apokryphe Bibelgeschichte ausgedacht, „Die Plage des 9.Tages“: Von Montag bis Freitag schuf Gott das Paradies. Am Sonnabend schuf Gott den Menschen, welcher ihm nicht so gut geriet. Am Sonntag dachte er nochmal gründlich über alles nach. Am nächsten Montag verjagte Gott den Menschen aus dem Paradies und belegte ihn mit dem Fluch der Arbeit, weshalb die Arbeitswoche am Montag beginnt. Am Dienstag schuf Gott die Sandfliege, die darüber wachte, dass er nie ins Paradies zurückkäme.

(Roadkill-Schlaraffenland: statt gebratener Tauben überfahrene Kaninchen. Wir hätten einen Monat Braten essen können, wenn wir aufgesammelt hätten, woran wir in zwei Stunden Fahrt vorbeikamen …)

Natürlich stellte sich schnell heraus, dass die Neuseeländer, genauer gesagt die Ur-Einwohner, noch genauer gesagt: die ersten Einwanderer, um es kurz zu machen: die Maori keine Mythen-Nachhilfe von irgendwelchen dahergeflogenen Deutschen brauchen, sondern ihre eigenen Götter und Geschichten haben, und die sind eigentlich noch viel schöner:

Early Maori legend even has it that the god Tu-te-raki-whanoa had just finished creating the landscape of Fiordland, but the landscape was so stunning in beauty that it stopped people from working and they stood around staring in awe. The goddess Hinenuitepo became so angry at these unproductive people that she created the sandfly to bite them and get them moving again.

Quelle: Zane Mirfin, Sandflies –  a curse and a blessing (Danke an Ulli für den Link!)

Als die Sandflies uns bis ins Auto verfolgten, schlugen wir erbarmungslos zurück und trieben den Roadkill-Bodycount des Tages dramatisch in die Höhe:

Hier kommen noch ein paar Bilder:

Und eine Slideshow mit Analogfotos. Warnung: Tintenfisch-Roadkill inklusive! (Klick auf die Bilder zum Wechseln.)