(* Eigentlich: „… die halbe Welt in 37 Stunden“, aber wie klingt denn das?!)
Eine Million Tüten Mehl
Nach 10 Tagen in Christchurch ist es viel zu spät für eine spontanen Text über die ersten Eindrücke. Allerdings war ich, als es noch nicht zu spät war, viel zu sehr mit diesen ersten Eindrücken beschäftigt, als dass ich sie hätte aufschreiben können. Und ganz davon abgesehen doch ein bisschen kaputt nach 37 Stunden Flug mit Baby, was nach aktuellem Umrechnungskurs 63 Stunden ohne Baby entspricht.
Ich will hier nichts auf die Tochter schieben! Im Gegenteil, sie hat es super gemacht, dank ihr hatten wir die Plätze mit den Baby Bassinets … keine Ahnung, wie man das übersetzen soll, ich würde ja Babyklappe sagen, aber das hat einen Beigeschmack. So Dinger jedenfalls, die man aufklappt und dann tut man das Baby rein. Nur dass man es wieder rausholt, bevor man sie wieder zuklappt. Wir haben die Klappe gar nicht benutzt, aber das sind auch Plätze mit sehr viel Beinfreiheit, so dass zumindest Mama und Papa etwas davon hatten, wenn schon nicht die Tochter. Die hat unterdessen die Cabin Crew derart bezaubert, dass wir sogar noch bessere Plätze als sowieso schon bekamen und ein Steward für sie Pralinen aus der 1. Klasse mopste. Die haben dann allerdings auch wieder Mama und Papa gegessen, während die Tochter mit einem weiteren ungewürzten Reis-Cracker vorlieb nehmen musste.
(Und dann hat die Tochter aus unserer schönen Beinfreiheit einen Spielplatz gemacht!)
Das Problem war nur, das Schlafen überhaupt nur dann in Frage kam, wenn die Tochter auch gerade schlief.
Davon abgesehen war der Flug prima, so ein A380 ist eine feine Sache und … tja, beeindruckend. Ich bin ja leicht zu beeindrucken. Lässt du einfach eine zweistöckige geflügelte Alu-Röhre mit dem Gewicht von einer Million Tüten Mehl durch die Luft fliegen, schon bin ich beeindruckt. Die Freundin brachte es auf den Punkt: „Jetzt fliegen wir hier praktisch mit einem ganzen Dorf 10 Kilometer über der Erde um die halbe Welt.“ Nachdem sie das gesagt hatte, verlor ich eine weitere Stunde Schlaf, als ich versuchte auszurechnen, wieviele Menschen sich weltweit zu jedem beliebigen Zeitpunkt in der Luft befinden.
Ankunft in Christchurch
(Das erste, was einem in Neuseeland auffällt: Es ist wirklich alles genau andersrum!)
Wir kamen Samstag Morgen um 5 in Christchurch an, und waren kurz nach 6 aus dem Flughafen raus – die Einreiseprozedur hatte sich etwas verzögert, nach dem an der letzten Tür der Bio-Protection-Hund auf unser Gepäck aufmerksam geworden war.
Wir hatten versucht wirklich alle Essensreste vor dem Kontrollpunkt wegzuschmeißen, hatten alle Döschen, in denen wir Obst und Gemüse für das Baby transportiert hatten, ausgespült, aber in einigen Taschen fanden sich noch genug Tomaten- und Gurken-Spurenelemente für die empfindliche Hundenase. Ein einziger übersehener Apfelgriebsch oder ein Tomatenstück hätte mindestens 400 neuseeländische Dollar (c.a. 250 Euro) gekostet und unsere Tochter hatte anderthalb Tage Zeit, um Essensreste an unzugänglichen Stellen zu verstecken.
(Nach einer Weile gewöhnt sich das Gehirn daran und spiegelt alles automatisch.)
Das ganze klingt übertrieben – die Siedler haben bis weit in dieses Jahrhundert hinein Tiere und Pflanzen nach Neuseeland eingeführt, als gäb’s kein Morgen mehr und jetzt machen sie so ein Gewese um ein bisschen Obst – aber erst vor ein paar Jahren gab es zum Beispiel eine wirklich schlimme Plage wegen einer neu eingeschleppten Fruchtfliege.
Es ging jedenfalls alles gut aus und gegen halb 7 konnten wir endlich die ersten frischen Züge der berühmten neuseeländischen Luft nehmen. (Meinen ersten Endruck davon habe ich zum Glück festhalten können. Hier ist meine Luftrenzension. Spoiler: Prima Luft, 5 Sterne, gerne wieder!)
Weiterlesen: Logbuch/30.11./Die Statt-Stadt